Die 1392 offiziell eröffnete Universität Erfurt war eine der ältesten und bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts beliebtesten sowie besucherreichsten Bildungsstätten des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, an der 1501 ein junger Mann sein Studium aufnahm, der die Kirchengeschichte nachhaltig prägen sollte. Diese schmuckvollen, reich verzierten Dokumente sind auf Ancestry.de einsehbar: http://search.ancestry.de/search/db.aspx?dbid=61387

 Martin Luther – ein Erfurter Student, der Geschichte schrieb

Der am 10. November 1483 in Eisleben in der Grafschaft Mansfeld geborene Martin Luther schrieb sich als siebzehnjähriger zum Sommersemester 1501 als Martinus Ludher es Mansfelt, in die Matrikel der Erfurter Alma Mater ein. Er bezog zunächst – für einen Studenten war es vorgeschrieben, in einem Colleg oder in einer Burse der Universität zu wohnen – die kleine Georgenburse in der Erfurter Altstadt, die heute eine Bildungs- und Begegnungsstätte sowie eine Pilgerunterkunft beherbergt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die sieben freien Künste an der Philosophischen Fakultät

Auf Wunsch seines Vaters sollte Martin Luther an Thüringens Universität Jura studieren. Bevor er jedoch Student an der juristischen Fakultät werden durfte, musste er nach mittelalterlicher Studienordnung das vorbereitende Studium der sieben freien Künste, der septem artes liberales an der philosophischen Fakultät absolvieren. Der aus der Antike stammende Lehrgang umfasste zunächst Sprachwissenschaft und Rhetorik, die auf die lateinische Sprache ausgerichtet waren (Trivium), und anschließend naturwissenschaftliche Fächer, deren Lehrinhalt zur Zeit Luthers stark theologisch geprägt war (Quadrivium).

Nach nur drei Semestern stellte sich Martin Luther der ersten Prüfung – dem Bacalaureus-Examen nach dem Trivium, das er im September 1502 erfolgreich bestand. Damit hatte er einen ersten akademischen Grad erworben, der ihm erlaubte, das Studium zum Magister fortzusetzen, und der ihn gleichzeitig in den Stand des universitären Lehrkörpers der philosophischen Fakultät erhob. Fortan gehörte zu seinen Pflichten nicht allein das eigene Studieren, sondern auch die universitäre Lehre.

Vom Zweitbesten der Magisterprüfung zur wahren Berufung

Im Januar 1505 meldete sich Martin Luther schließlich zur Magister-Prüfung an der Philosophischen Fakultät an und bestand diese als zweitbester unter den 17 Absolventen. Als Bestätigung dessen wurde sein Name als magister Martinus Luder es Mansfeldt in der entsprechenden Matrikel der Philosophischen Fakultät vermerkt.

Wenn Martin Luther im Sommersemester 1505, nunmehr 21 Jahre alt, auch zunächst dem Willen des Vaters entsprach und mit dem Jurastudium begann, so sollte sich dennoch sehr bald eine Veränderung ergeben. Am 17. Juli 1505 bat er um die Aufnahme in das Erfurter Augustinerkloster. Es mag ein spontaner Entschluss, ein kurz zuvor abgelegtes Gelübde gewesen sein, das ihn dorthin führte. Denn er hatte auf dem Rückweg von einem Besuch seiner Eltern in Mansfeld bei Stotternheim in der Nähe von Erfurt am 2. Juli 1505 ein fürchterliches Gewitter erleben müssen, während dessen er angstvolle Gebete zur Heiligen der Bergleute sprach: „Hilf, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!“. Nur zwei Jahre später, im April 1507, wurde er in Erfurt zum Priester geweiht.

Autorin: Dr. Antje Bauer, Direktorin Stadtarchiv Erfurt

* Informationen zu den Digitalisaten aus den Matrikeln der Erfurter Universität Erfurt (Registereinträge Martin Luthers):

  1. Rektoratsblatt J. Trutfetters, 1501 (Seite vor dem ersten Matrikeleintrag Luthers)
  2. Immatrikulation Luthers als baccalaureus, 1502