An jedem Adventswochenende stellen wir euch in diesem Jahr ein Mitglied der Community vor, indem wir sie zu ihrer eigenen Erfahrung rund um das Thema Ahnenforschung befragt haben. Jede Suche beginnt anders, verläuft mal schneller, mal langsamer, es ergeben sich spannende Wendungen und Entdeckungen und mehr und mehr entsteht ein Bild von unserer Familiengeschichte. Wir wollen euch durch die Interviews einen kleinen Einblick in diese Reisen geben und inspirieren, den eigenen Weg zu beginnen oder weiter fortzuführen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei all unseren treuen Kunden!

Heute haben wir Cornelia aus Bielefeld interviewt:

  1. Seit wann forschen Sie nach Vorfahren und warum?

Durch den Tod meines Vaters am 12. Dezember 2015 habe ich erfahren, dass es mindestens noch eine Halbschwester gibt. Fast alle wussten es, aber ich nicht. Von der Familie meines Vaters gibt es nur noch meine zwei Geschwister, alle anderen sind bereits verstorben.

  1. Was war Ihre spannendste Entdeckung?

Dadurch, dass ich eine Patchworkfamilie habe, erfuhr ich zum Beispiel, dass es Menschen gab, die der Euthanasie zum Opfer gefallen sind. Das ist sehr aufwühlend. Durch die Sammelakte zur zweiten Heirat meiner Oma mütterlicherseits habe ich die Gründe für die Scheidung der ersten Ehe erfahren, da dort das Scheidungsurteil enthalten war.

  1. Wie groß ist Ihr Stammbaum und wie weit reicht er zurück?

Für Anfänger kann ich nur den Tipp geben, erstmal alle Fakten nachprüfbar mit Dokumenten, Urkunden und Belegen zu sammeln und dann in einer Software zu speichern. Immer von sich aus rückwärts gehen 😉

Zum 3. Advent hatten wir Martina aus Berlin interviewt:

  1. Wie und wann bist du zur Genealogie gekommen?

Seit ca. 1995. Ich hatte als Jugendliche schon mal meine Familie befragt, Stammbücher angesehen, aber das reichte mir dann auch. Unser Sohn kam dann mal aus der Grundschule, hatte bei einem Lehrer gesehen das er so etwas machte und fragte, ob wir das auch haben/können. Da habe ich meine alten Unterlagen wieder herausgesucht und noch mal angefangen. Da ich Wende-bedingt und wegen chronischer Krankheit unseres Sohnes zu Hause war, bin ich während er in der Schule war am Anfang teilweise 3 Tage die Woche im Kirchenarchiv (ELAB Berlin) und habe erst einmal lesen geübt bei der Suche nach den Ahnen. Je besser das klappte, desto mehr hat es mich gepackt und inzwischen kann ich nicht mehr aufhören. Da die direkten Linien unseres Sohnes so gut wie ausermittelt sind (auch viele Verluste in den ehemaligen Ostgebieten), geht man in die Seitenlinien und daraus hat sich teilweise eine ganze Ortsforschung entwickelt, wo dann auch schon mal die Heimatvereine anfragen.

  1. Hat sich durch die Forschung etwas in deinem Leben verändert?

Na ja, sowas übermäßig Spannendes hat sich nicht gefunden. Aber ich bin über eine meiner Urgroßmütter Nachfahrin von Kolonisten, die um 1750 aus der Pfalz im „Berliner“ Raum (damals natürlich noch nicht Berlin) angesiedelt wurden. Und einer davon war Winzer auf dem Kloster Disibodenberg. Das ist schon spannend.

  1. Gibt es ein ungelöstes Familiengeheimnis, dass du im kommenden Jahr klären möchtest?

Eine konkrete Größe kann ich nicht benennen, da ich das nicht konsequent einzeln erfasse. Durch meine ganze Neben-/Geschwisterlinien auch schon in sehr früher Zeit hängen da zum Teil halbe Orte mit dran. Was eigentlich nicht mehr so wirklich Verwandtschaft ist. Meine weitesten Ahnen sind besagte Pfälzer wo ich bis um 1550 zurückkomme. Dafür ist bei meines Vaters Linie leider schon 1847 Schluss wegen Kriegsverlust der Unterlagen.

 

Am 2. Advent hatten wir Maik aus Pritzwalk interviewt:

  1. Seit wann forschen Sie nach Vorfahren und warum?

Regelmäßige Familienforschung betreibe ich etwa seit meinem 18. Lebensjahr, also seit über 22 Jahren. Mein Interesse begann allerdings schon mit etwa 12 Jahren, als ich einen handgeschriebenen Stammbaum meines brandenburgischen Großvaters mütterlicherseits fand. Dieser begann damals noch in der damaligen DDR damit, ihm bekannte Fakten zusammenzutragen. Leider war in der DDR dieses Hobby damals noch recht verpönt, da es an den Missbrauch der Nazis bis 1945, und ihrer damals geforderten Ariernachweise erinnerte. So setzte er seine begonnene Arbeit nicht fort. Mich dagegen inspirierte dieser Anfang dazu, die Arbeit fortzusetzen.

  1. Was war Ihre spannendste Entdeckung?

Spannend ist eigentlich jeder neue Vorfahre, der hinzukommt. Während ich mütterlicherseits hauptsächlich brandenburgische und mecklenburgische Vorfahren habe, ist es väterlicherseits eine Mischung aus einem großen Teil des deutschen Sprachraums. Es waren Kolonisten, die sich im heutigen Polen sammelten, um viele noch unbesiedelte Gebiete urbar zu machen. Und so ihren Teil zur Geschichte Polens beitrugen. Im Besonderen interessierte mich allerdings die Herkunft meiner direkten, väterlichen Ahnenlinie, die ja unter anderem durch das Y-Genom definiert wird. Während ich zuerst über Erzählungen in der Familie davon ausging, dass die Familie Senninger und passenderweise der Familienname aus dem süddeutschen Raum, daher aus Bayern oder Österreich kam, belehrten mich DNA und Genealogie eines Besseren. Aus Brandenburg, wohin meine Großeltern 1945 als Flüchtlinge kamen, verfolgte ich die Familiengeschichte erst in den Raum Lodz nahe der kleinen polnischen Stadt Tomaszow Mazowiecki, wo etwa 10.000 deutschstämmige Kolonisten lebten. Um 1803 war hier mein Ururururgroßvater Alturgroßvater Peter Senninger * 1764 in Lorch oder Lorsch, Hessen-Nassau mit seiner Ehefrau Maria Eva Kurtz * 1764 in Niederroedern, Elsass und zwei Kinder im Rahmen von staatlichen Anwerbungen durch den preußischen Hauptmann von Nothardt, angekommen. Sie beteiligten sich im damals kurzzeitig existierenden Südpreußen am Aufbau der Schwabenkolonie Königsbach. Geheiratet hatten die beiden 1797 in Niederoedern, ein Ort, der schwer zu finden war, da nur eine Tochter bei der Ehe den Geburtsort angab, der aber fälschlich Wirtterroger geschrieben wurde. Aus dem Eheeintrag ging dann der Geburtsort von Peter und dessen Vater Valentin Senninger hervor. Leider konnte ich aber bislang nicht herausfinden, ob nun Lorch oder Lorsch in Hessen gemeint waren. Eine wichtige Spur geben mir aber die Ergebnisse meines AncestryDNA-Tests und eines Tests meiner paternalen DNA, die nach Hessen und im Falle der AncestryDNA Auswertung, auf eine Familie Senning/Sinning in Hessen verweisen. Diese Familie ließe sich, wenn ich denn irgendwann den Anschluss finde, bis etwa 1300 in den Raum Giessen, Alsfeld, Marburg zurückverfolgen. Wobei die Y-DNA sogar noch weiter zurück auf normannische Wurzeln verweist. Meine direkten väterlichen Vorfahren kamen also vermutlich im Zuge der Wikingerraubzüge aus Dänemark oder dem südlichen Norwegen nach Nordfrankreich und von dort nach Hessen. Vor vielen Jahrhunderten waren dies die Herrschaftsgebiete der Franken. Ich hoffe das in Zukunft noch mehr Auswertungen von Ancestry helfen werden, diesen toten Punkt zu überwinden. Eventuell steht sogar der kleine Ort Seninghem (Senningheim) südlich von Calais im Zusammenhang zum Familiennamen, denn bei den Normannen war die Mitnahme des Herkunftsortes als Familienname nicht ungewöhnlich. Dass es auch zwei Orte namens Senning, je in Norwegen und Schweden gibt, macht es nicht uninteressanter.

  1. Wie groß ist Ihr Stammbaum und wie weit reicht er zurück?

In meinem primären Stammbaum habe ich derzeit fast 80.000 Personen erfasst. Gerade die DNA-Genealogie macht es dabei unumgänglich, auch alle Nachfahren der Geschwisterlinien der Vorfahren, mitzuerfassen um sogenannte DNA-Matches, also Verwandte mit gleichen DNA-Abschnitten, zu identifizieren. Je größer der Stammbaum, umso größer die Wahrscheinlichkeit, die Verwandten auch zuordnen zu können. Auch hier ist Ancestry mit seinem umfangreichen Quellen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Übersee, sehr hilfreich. Sicherlich hat mir dies Tausende von Stunden Archivarbeit erspart, die trotzdem unumgänglich bleiben. Mit einer Ausnahme aufgrund einer unehelichen Geburt, habe ich alle Ahnenlinien mindestens vor 1800 zurückverfolgen können. Zum Teil konnte ich dank des DNA-Tests sogar, aufgrund von Kriegsverlusten fehlende Kirchenbücher überspringen und in zwei Fällen zusätzlich angegebene Väter unehelicher Geburten von Kindern per DNA nachträglich bestätigen. Und dies gut 200 Jahre zurück. Die derzeit für mich am weitesten zurück verfolgbare Ahnenlinie geht ins französische Departement Bas-Rhin (Unterelsass) zu einem Mathias Ruell (auch; Rüll, Riel oder Riehl) zurück, der etwa um 1480 geboren wurde. Gerade im südwestdeutschen Raum lassen sich viele Ahnenlinien besonders leicht und weit zurückverfolgen. Wobei es Ancestry, aber auch die französischen und schweizerischen Onlinearchive sehr einfach machen, dies nachzuvollziehen. Wie viele andere, langjährige Familienforscher habe auch ich Spezialgebiete bei meiner Forschung entwickelt, die über die reine Familienforschung hinausgehen. Väterlich sind es die deutschstämmigen Landwirtsfamilien rund um Tomaszow Mazowiecki zwischen 1797 und 1945, mütterlicherseits speziell die historische Prignitz im Nordwesten Brandenburgs. Hier erstelle ich derzeit auf Grundlage eines Ancestrystammbaums ein Online Ortsfamilienbuch meiner Heimatstadt Pritzwalk, dass vermutlich in einigen Jahren einen Umfang im sechsstelligen Bereich haben dürfte. Denn speziell die umliegenden Dörfer im Umkreis von etwa 15 km, stellten einen gewichtigen Beitrag zur Genealogie dieser kleinen Hansestadt mit derzeit ca. 12.000 Einwohnern dar.

 

Am ersten Advent hatten wir Ralf aus der Nähe von Rostock interviewt:

Was oder wer hat dich auf das Thema Ahnenforschung gebracht?

Mich nervte, dass mir meine Großeltern selbst durch die Wirrungen der Nachkriegszeit nicht selbst viel über die eigenen Familien erzählen konnten. Ich wollte meinem Kind einmal mehr hinterlassen können und fing an, Dokumente, aber auch Erzählungen zu sammeln – fragte mich durch die Verwandtschaft.

Was ist die spannendste Entdeckung gewesen?

Ich ahnte nicht, dass es eine Vielzahl von Auswanderern in der Familie gab und grub mich immer weiter auf der amerikanischen Plattform von Ancestry ein, bei dem ich nun schon seit bald 20 Jahren Dauermitglied bin und eine plattdeutsche Geschichte zu den Personen fand und nach Kontakt und Nachfrage auch verwenden durfte. Spannend für mich war die Phase, als Ancestry endlich auch auf Deutsch verfügbar oder mit der App mobil wurde.

Die Krönung war für mich, als ich meinen Eltern ihre Urgroßeltern samt Urkunden und Ursprungsort präsentieren konnte, von dem nie eine Ahnung dagewesen war.

Hast du einen Tipp für einen Anfänger, der gerade erst neu im Thema ist und starten möchte?

In meinem Hauptstammbaum sind leider nicht alle Personen miteinander verbunden und Einzelpersonen unverbundene, recherchierte „Datenleichen“. Die Sammlung ist durch ihre Größe nahe daran, außer Kontrolle zu geraten. Ich empfehle, irgendwann mehrere kleine Einzelstammbäume zu generieren und familiär etwas zu differenzieren. Rechtzeitig abzuwägen, ob eine internationale Mitgliedschaft sinnvoll ist, um – gerade im Zeitalter von DNA – die Zahl der Funde zu erhöhen, ist genauso sinnvoll wie vielleicht abzuwägen, ob in den kalten Wintermonaten, in denen man mehr Zeit findet, zunächst nur ein Monatsabo reicht.

Ich wünsche allen Anfängern viel Erfolg. Allen Beteiligten vielen Dank für ihr Zutun! Gruß, Ralf