Ancestry-Daten-Analyse: abenteuerlustige Pionierinnen in einer neuen Welt
- 71 Prozent der Auswanderinnen aus Deutschland zwischen 1850 und 1934 waren Single und im Durchschnitt 31 Jahre alt
Ancestry hat im Vorfeld des German-American-Days am 6. Oktober, der in den USA jedes Jahr in Erinnerung an das deutsche Erbe in Nordamerika gefeiert wird, die Hamburger Passagierlisten der Jahre 1850 bis 1934 analysiert. Insbesondere ein Blick auf die Auswanderinnen zeigt, dass das Profil der Frauen, die in Übersee landeten, – bis auf die Berufe – auch heute noch Bestand haben könnte. Die überwiegende Mehrheit mit 61 Prozent (über 3 Millionen) der Auswanderer war männlich. Dennoch erstaunt, dass zwischen 1850 und 1934 auch mehr als 1.8 Millionen Auswanderinnen und damit 36 Prozent die Überfahrt wagten (Die restlichen 3 Prozent machten keine Angaben).
Doch wer waren die Frauen, die die zum Teil gefährliche und langwierige Überfahrt nach Amerika antraten? Was war ihre Motivation? Wer waren diese Frauen, die die nicht allzu ungefährlich Überfahrt wagten? Wie hießen sie? Und welche Fähigkeiten brachten sie in ihre neue Heimat mit?
Wie eingangs erwähnt waren 36 Prozent der Auswanderer aus Deutschland weiblich. Ein recht hoher Prozentsatz auch im Vergleich zu heute: aktuell sind über 50 Prozent der weltweiten Migranten in die USA weiblich.
„Die Push- und Pull-Faktoren dieser Frauen waren höchst vielseitig. Mag es bei der einen oder anderen die pure Abenteuerlust gewesen sein, hat oft auch die Verzweiflung über die sozialen Zustände in Deutschland wie Armut, Hungersnöte und Regierungswechsel mitgespielt oder die Tatsache, dass sich im Heimatland kein passender Lebenspartner finden ließ. Viele Frauen folgten auch bereits ausgewanderten Familienmitgliedern wie Eltern, Tanten, Onkel oder Geschwistern. Die neue Heimat gab zudem Aussicht auf mehr persönliche Freiheit, bessere Berufschancen und einen erweiterter Heiratskreis beziehungsweise Möglichkeit zur freien Partnerwahl“, erklärt Swantje Heuten, Historikerin und Ancestry-Expertin.
Fast Dreiviertel waren ledig und im Durchschnitt 31 Jahre alt
Übrigens waren bei denjenigen Auswanderinnen, bei denen der Familienstand bekannt ist, nur 29 Prozent der Frauen verheiratet und 71 Prozent ledig.
Die Auswertung weiterer Passagierlisten weiblicher USA-Migrantinnen – zum Beispiel aus der Habsburger Monarchie um 1910 – zeichnet ein ähnliches Bild. Demnach lag der Anteil verheirateter Frauen bei 30 Prozent (in den Hamburger Passagierlisten sind es 29 Prozent).
Das Durchschnittsalter aller erwachsenen Frauen (ab 18 Jahren) betrug im Übrigen 31 Jahre.
„Deutsche Frauen schienen einen guten Ruf gehabt zu haben, da sie allgemein als fleißig und zuverlässig galten und somit auf eine gute Partie hoffen konnten. Oftmals spielten auch bereits ausgewanderte Verwandte oder Bekannte Kuppler und vereinbarten Ehen im Voraus, die dann in Amerika stattfanden“, so Swantje Heuten, Historikerin und Ancestry-Expertin.
Vornamen der Frauen sind auch heute noch beliebt – die der Männer weniger
Die häufigsten Vornamen der Auswanderinnen in den Jahren 1850-1934 lauteten:
- Anna
- Marie
- Maria
- Bertha
- Auguste
- Louise
- Caroline
- Emma
- Emilie
- Sophie
Eine Namens-Analyse der Jahre 2010 bis 2020 – gestützt auf den Namens-Listen der Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. – zeigt, dass von 2010 bis 2018 sich die Namen Anna, Marie, Maria, Emma und Sophia ebenfalls unter den beliebtesten Vornamen der Deutschen befanden. 2019 schafften es immerhin noch Emma und Marie unter die Top-10, 2020 konnte sich Emma noch halten.
Bei den männlichen Vornamen sieht es anders aus. Unter den Top-Vornamen der Auswanderer aus Deutschland zwischen 1850 und 1934 [2] fand sich keiner in den Namenscharts der Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. der vergangenen zehn Jahre wieder.
„Ein Blick auf die Analyse von Ancestry zeigt, dass sich die häufigsten Frauenvornamen seit 1850 nicht groß geändert haben. Namen wie Anna, Marie oder Sophie sind zeitlos und zeigen, dass Dinge aus der Vergangenheit uns bis heute begleiten und beeinflussen“, so Swantje Heuten, Historikerin und Ancestry-Expertin.
Wenn Beruf, dann Haushälterin
Während die Männer als Bauern (57 Prozent), Handwerker (16 Prozent) oder Kaufmänner (16 Prozent) das Land beeinflussten, stellten Frauen mit Hausarbeit-bezogenen Tätigkeiten tatsächlich die viertgrößte Berufsgruppe (5 Prozent am Gesamtvolumen) dar, die sich in Amerika niederließen.
Das berufliche Spektrum der weiblichen Auswanderer war höchst heterogen, was aber den Verhältnissen im Zielland USA durchaus entgegenkam. Dort waren seit dem Homestead Act von 1862 [3] vor allem Bauern gefragt, um den Mittleren Westen urbar zu machen. Zwar gaben 57 Prozent der Auswanderinnen als Beruf Hausfrau oder Haushälterin an, doch hatten sich auch 11 Prozent explizit bereits als Tagelöhnerinnen in der Landwirtschaft verdingt und weitere 8 Prozent als Dienstmädchen. Ebenso nützlich war die Geschicklichkeit der Näherinnen und Schneiderinnen, die 16 Prozent ausmachten sowie das Engagement jener 4 Prozent aller Frauen, die damals bereits Lehrerin als Beruf angeben konnten. Verpflichtend war die Berufsangabe jedoch nur für ledige Frauen laut dem Kolloquium „Auswanderung aus Bayern nach Nordamerika“.
[1] Die Datenbank der Hamburger Passagierlisten enthält Passagierlisten von Schiffen, die von 1850 bis 1934 von Hamburg abgefahren sind (mit einer Lücke während des Ersten Weltkrieges von 1915 bis 1919). Sie besteht aus Abbildungen der Original-Passagierlisten, die in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Hamburg von den dort vorhandenen Mikrofilmen digitalisiert worden sind.
[2] Top-10-Vornamen Männer 1850 bis 1934:
- Josef
- Carl
- Johann
- Franz
- Jan
- Janos
- Anton
- Jacob
- Peter
- August
[2] https://www.dictionary.com/browse/homestead-act
Female, single, young, searching?
- Ancestry data analysis: adventurous pioneering women in a new world
- 71 percent of female emigrants from Germany between 1850 and 1934 were single and on average 31 years old
Ancestry has analyzed Hamburg passenger lists from 1850 to 1934 in the run-up to German-American Day on October 6, which is celebrated in the U.S. every year in memory of German heritage in North America. In particular, a look at women emigrants shows that the profile of women who landed overseas – except for their occupations – could hold true today. The vast majority, 61 percent (over 3 million) of emigrants, were male. Nevertheless, it is surprising that between 1850 and 1934, more than 1.8 million female emigrants, or 36 percent, also made the crossing (the remaining 3 percent did not provide any information).
But who were the women who made the sometimes dangerous and lengthy crossing to America? What was their motivation? Who were these women who dared the not too safe crossing? What were their names? And what skills did they bring with them to their new homeland?
As mentioned at the beginning, 36 percent of the emigrants from Germany were female. This is quite a high percentage, even compared to today: currently, more than 50 percent of the world’s migrants to the United States are female.
„The push and pull factors of these women were highly diverse. For some it may have been the pure thirst for adventure, but often despair about the social conditions in Germany, such as poverty, famine and changes in government, or the fact that no suitable life partner could be found in the home country also played a role. Many women also followed family members who had already emigrated, such as parents, aunts, uncles or siblings. The new homeland also offered the prospect of more personal freedom, better career opportunities and an expanded marriage circle or the possibility of a free choice of partner,“ explains Swantje Heuten, historian and Ancestry expert.
Almost three quarters were single and on average 31 years old
Incidentally, among those emigrants for whom marital status is known, only 29 percent of the women were married and 71 percent were single.
The evaluation of other passenger lists of female U.S. migrants – for example from the Habsburg monarchy around 1910 – paints a similar picture. According to this, the proportion of married women was 30 percent (in the Hamburg passenger lists, the figure is 29 percent).
Incidentally, the average age of all adult women (aged 18 and over) was 31.
„German women seemed to have had a good reputation, as they were generally considered industrious and reliable and could thus hope for a good match. Often relatives or acquaintances who had already emigrated also played matchmaker and arranged marriages in advance, which then took place in America,“ says Swantje Heuten, historian and Ancestry expert.
Women’s first names are still popular today – men’s less so
The most common first names of emigrant women in the years 1850-1934 were:
- Anna
- Marie
- Maria
- Bertha
- Auguste
- Louise
- Caroline
- Emma
- Emilie
- Sophie
A name analysis of the years 2010 to 2020 – based on the name lists of the German Language Society – shows that from 2010 to 2018 the names Anna, Marie, Maria, Emma and Sophia were also among the most popular first names of Germans. In 2019, Emma and Marie still made it into the top 10, and in 2020 Emma was still able to hold its own.
The situation is different for male first names. Among the top first names of emigrants from Germany between 1850 and 1934 [2], none was found in the name charts of the German Language Society of the past ten years.
„A look at Ancestry’s analysis shows that the most common female first names have not changed much since 1850. Names like Anna, Marie or Sophie are timeless and show that things from the past accompany and influence us to this day,“ says Swantje Heuten, historian and Ancestry expert.
If profession, then housekeeper
While men influenced the country as farmers (57 percent), craftsmen (16 percent) or merchants (16 percent), women with domestic work-related occupations actually represented the fourth largest occupational group (5 percent of the total) settling in America.
The occupational spectrum of female emigrants was highly heterogeneous, but this certainly suited the conditions in the destination country, the United States. Since the Homestead Act of 1862 [3], farmers have been in demand to cultivate the Midwest. Although 57 percent of the emigrant women stated their occupation as housewife or housekeeper, 11 percent had explicitly worked as day laborers in agriculture and another 8 percent as maids. Equally useful was the skill of seamstresses and dressmakers, who accounted for 16 percent, as well as the dedication of those 4 percent of all women who at that time could already state teacher as their profession. However, the declaration of profession was obligatory only for unmarried women according to the colloquium „Emigration from Bavaria to North America“.
[1] The Hamburg Passenger Lists database contains passenger lists of ships that sailed from Hamburg from 1850 to 1934 (with a gap during World War I from 1915 to 1919). It consists of images of the original passenger lists, which have been digitized in cooperation with the Hamburg State Archives from the microfilms available there.
[2] Top-10-Vornamen Männer 1850 bis 1934:
- Josef
- Carl
- Johann
- Franz
- Jan
- Janos
- Anton
- Jacob
- Peter
- August
[2] https://www.dictionary.com/browse/homestead-act