Hinweise auf Ancestry dokumentieren das Leben der Legenden

Die Fußballfans gehen in Position. Kurz vor Beginn der Fußball WM 2018 in Russland steigt die Anzahl an schwarz-rot-goldenen Fahnen an Autos und Fahrrädern. In Supermärkten warten Fanartikel wie Hüte, Sonnenbrillen und Blumenketten auf ihren Einsatz auf der Fanmeile in Berlin und den zahlreichen Public Viewings, wo die Spiele vom 14. Juni bis 15. Juli gezeigt werden. Auch wenn Deutschland inzwischen vier Mal den Titel geholt hat, unvergessen bleibt doch das Wunder von Bern 1954 mit seinen ewigen Helden. In den Dokumenten auf www.ancestry.de sind viele Hinweise auf das Leben der damaligen Spieler zu finden, die interessante Einblicke in deren Leben vor und nach der WM 1954 geben.

Das Finale von 1954: die heimliche Geburtsstunde des deutschen Wirtschaftswunders

Am 4. Juli 1954 saßen Millionen Deutsche gebannt an ihren Radio- und Fernsehgeräten oder versammelten sich zu Hunderten vor den Schaufenstern der Fernsehgeschäfte. Live konnten sie das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft im Berner Wankdorf-Stadion gegen Ungarn verfolgen. Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg hatte eine deutsche Nationalmannschaft wieder an einer Fußball-Weltmeisterschaft teilnehmen dürfen. Mit geringen Aussichten auf Erfolg ging die Elf des Bundestrainers Sepp Herberger mit ihrem Kapitän Fritz Walter ins Turnier und stand nun vor 60.000 Zuschauern gegen die favorisierten Ungarn im Finale. Bereits nach acht Minuten lagen sie mit 2:0 hinten. Doch dann begann eine spektakuläre Aufholjagt bis Helmut Rahn in der 84. Minute das erlösende Siegertor zum 3:2 Endstand erzielte. Die Worte des damaligen Radio-Kommentators Herbert Zimmermann sorgen auch heute noch für Gänsehaut: „Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern (…) Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Toooor! Toooor! Toooor!“ Und nach dem Schlusspfiff schrie er mit sich überschlagener Stimme: „Aus, aus, aus! Das Spiel ist aus!  Deutschland ist Weltmeister“.

Die gemeinschaftliche Freude zu Beginn des Wirtschaftswunders schweißte die Bevölkerung nach der entbehrungsreichen Nachkriegszeit wieder zusammen. Fest verankert ist das Wunder von Bern in unserem kollektiven Gedächtnis und erinnert uns auch heute noch als erster der mittlerweile vier Sterne auf den Trikots unserer jetzigen Nationalmannschaft, an dieses legendäre Spiel.

Geschichten der Helden von 1954 dokumentiert auf Ancestry

 Der Kader von 1954 war alles andere als glamourös und hatte zu Beginn der WM nichts heldenhaftes, denn die 22 Amateure waren keine Profispieler wie wir sie heute kennen. Eine Bundesliga gab es noch nicht und die Spieler gingen alle ihren Berufen nach. Die WM-Teilnahme bedeutete vor allem Verdienstausfall, teilweise mussten sie unbezahlten Urlaub nehmen – 10 Mark Tagesgeld war da ein schwaches Trostpflaster und Zusatzeinnahmen durch Werbeverträge gab es nicht.[1]

Auf Ancestry haben wir viele Hinweise gefunden, die das Leben der Spieler dokumentieren. So findet man in den Kriegsstammrollen aus dem Ersten Weltkrieg den damaligen Bundestrainer Josef „Sepp“ Herberger, der knapp drei Wochen vor seinem 19. Geburtstag in die Armee eingezogen und als Funker eingesetzt wurde. Laut eigener Aussage war er nie direkt an  Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs beteiligt und Kriegsverletzungen sowie Gefangenschaft blieben ihm erspart.

 

Der Final-Torschütze Max Morlock schoss in der 10. Minute des Fußball-Weltmeisterschafts-Finales in Bern den ersehnten 2:1 Anschlusstreffer. Wir haben ihn in den Einwanderungskarten nach Rio de Janeiro in Brasilien gefunden, wo er 1962 einreiste. Ob er als Zuschauer auf dem Weg zur Fußball WM in Chile war?

Der National-Torwart Anton „Toni“ Turek wurde spätestens durch den Kommentar des Reporters Herbert Zimmermann „Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“ zur Legende. Wie wir auf Ancestry in den Adressbüchern sehen können, hatte er 1939 seinen Wohnsitz im „Finkenschlag 67“ in seiner Geburtsstadt Duisburg, bevor er in den Zweiten Weltkrieg eingezogen wurde und auch in Gefangenschaft kam.

Wie vielen anderen Fußballern auch, raubte der Zweite Weltkrieg Fritz Walter seine besten Jahre als Sportler. 1940 wurde er in die Wehrmacht einberufen und als Infanterist nach Frankreich versetzt. Der Kapitän Fritz Walter spielte zusammen mit seinem Bruder Ottmar Walter im WM-Finale 1954. Die Mutter von Fritz und Ottmar wurde, wie auf Ancestry in den Berliner Geburtsregistern dokumentiert ist, 1896 in Berlin Zehlendorf geboren.

Die leidenschaftliche Reportage des Finales von Herbert Zimmermann machte das Spiel vor allem auch für die Millionen Fans an den Radiogeräten zu einem unvergesslichen Ereignis und trug erheblich zu der Legende des Wunders von Bern bei. Auf Ancestry finden wir ihn auf einer Passagierliste 1962 nach Florida. Ob er als Berichterstatter auf dem Weg zur WM 1962 nach Chile war?

Helmut Rahn, der das Siegtor zum 3:2 schoss, ist auf der zu Ancestry gehörenden Website findagrave.com verewigt, außerdem findet man seinen Vater als Bergmann in den Essener Adressbüchern von 1932/33. Es gibt unbestätigte Theorien, die besagen, dass der heutige ghanaische Spieler Kevin-Prince Boateng ein Großneffe von Helmut Rahn ist. Seine Mutter heißt Christine Rahn. Boateng sagt selbst: „Mein Opa war ein Cousin des Bosses.“[2]

 

[1] Quelle: dfb.de https://www.dfb.de/die-mannschaft/turniere/weltmeisterschaften/wm-geschichte/die-wm-1954/

[2] https://www.n-tv.de/politik/dossier/Boateng-auf-den-Spuren-Rahns-article336569.html