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Auch wenn der Blick dieser Tage mehr in Richtung USA geht, haben wir in Deutschland im Jahr 2017 nicht weniger zu bieten – es ist Superwahljahr. Neben der Bundestagswahl im Herbst wird am 12. Februar der 12. deutsche Bundespräsident, also unser Staatsoberhaupt, gewählt. Seit Einführung des Grundgesetzes im Jahr 1949 benennt die Bundesversammlung den Bundespräsidenten für eine reguläre Amtszeit von 5 Jahren.

Wir haben eine Chronologie der bisherigen deutschen Bundespräsidenten erstellt – wo sie herkamen, wer sie waren und was sie sagten. Auf Ancestry finden Sie auch einige Dokumente früherer Staatsoberhäupter, ebenso wie auf der zu Ancestry gehörenden Seite www.findagrave.com, auf der  Ahnenforscher und Interessierte Fotos von Gräbern Verstorbener und Informationen über deren Leben einstellen.

Chronologie deutscher Bundespräsidenten

Theodor HEUSS (Amtszeit 1949-1959)

„Nur wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht.“

Theodor Heuss war der erste Bundespräsident Deutschlands. Er wurde am 31. Januar 1884 in Brackenheim, Baden-Württemberg geboren. Der liberale Politiker regierte über gleich 2 Amtszeiten von 1949 bis 1959. Ungewöhnlich für einen Politiker: er schrieb seine Reden meist selbst. Er war seit 1908 mit Elly Knapp verheiratet, das Paar hatte einen Sohn. Theodor Heuss starb am 12. Dezember 1963 in Stuttgart. Über Ancestry gelangt man unter anderem zu einer Abbildung seines Grabmals:

http://ancstry.me/2iCMQtt bzw.http://bit.ly/2jW9G0O

Heinrich LÜBKE (Amtszeit 1959-1969)

„Das beste Altersheim ist die Familie.“

Heinrich Lübke wurde am 14. Oktober 1894 in Enkhausen/Sauerland geboren und regierte ebenfalls zwei Amtszeiten (1959-1969). Anders als sein Vorgänger, ignorierte Lübke meist die vorgefertigten Redemanuskripte. Offenbar bewies er hier kein allzu großes Talent, so  dass er zuweilen unpassende oder ungeschickte Aussagen tätigte. So sagte er bei einem Besuch in Madagaskar, dass die Menschen dort ja auch „lernen“ müssten, „dass sie sauber werden“. Dass Lübke zunehmend an Durchblutungsstörungen des Gehirns litt, mag seine sprachlichen Aussetzer begünstigt haben. Heinrich Lübke war mit Wilhelmine geb. Keuthen verheiratet, das Paar blieb kinderlos. Lübke starb am 6. April 1972 in Bonn.

Gustav HEINEMANN (Amtszeit 1969-1974)

„Politik muss jedermanns Sache werden. Man darf sie nicht den Fachleuten überlassen.“

Heinemann wurde am 23. Juli 1899 in Schwelm geboren. Zu Lebzeiten engagierte er sich für die Rechte der Kirche und trat besonders in den 1950ern als entschiedener Gegner der Wiederbewaffnung und atomaren Aufrüstung auf. Aus seiner Ehe mit Hilda Ordemann gingen vier Kinder hervor. Heinemann verstarb am 7. Juli 1976 in Essen. Auch über ihn können auf Ancestry weitere Informationen gefunden werden:

http://ancstry.me/2jAP76K bzw. http://bit.ly/2iCN1oD

Walter SCHEEL (Amtszeit 1974-1979)

„Es kann nicht die Aufgabe eines Politikers sein, die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun. Aufgabe des Politikers ist es, das Richtige zu tun und es populär zu machen.“

Walter Scheel wurde am 8. Juli 1919 in Höhscheid geboren und war zunächst Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Bundesminister des Auswärtigen. In letzterer Position prägte er die Ostpolitik entscheidend mit. 1974 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt. Walter Scheel war dreimal verheiratet, seine ersten beiden Ehefrauen verstarben vor ihm. 1988 heiratete er Barbara Wiese. Aus seinen drei Ehen gingen insgesamt vier Kinder hervor. Besonders bekannt wurde Walter Scheel durch seine Schallplattenproduktion des Liedes „Hoch auf dem gelben Wagen“ zu Gunsten der Aktion Sorgenkind, die es 1974 auf Platz 5 der Deutschen Single Chats schaffte. Walter Scheel starb am 24. August 2016 in Bad Krozingen.

Karl CARSTENS (1979-1984)

„Vollendet ist die Freiheit nie.“

 Geboren am 14. Dezember 1914 in Bremen, bekleidete Carstens mehrere politische Ämter, bevor er von 1979 bis 1984 als deutsches Staatsoberhaupt regierte. In der Öffentlichkeit wurde er wegen seiner Vorliebe für ausgiebige Wandertouren auch „Wanderpräsident“ genannt. Mit Veronica Prior lebte Carstens in einer kinderlosen Ehe. Er verstarb am 30. Mai 1992 in Meckenheim.

Richard Freiherr VON WEIZSÄCKER (Amtszeit 1984-1994)

„Nicht ein Europa der Mauern kann sich über Grenzen hinweg versöhnen, sondern ein Kontinent, der seinen Grenzen das Trennende nimmt.“

 Richard Freiherr von Weizsäcker wurde am 15. April 1920 in Stuttgart geboren. Nach seiner juristischen Ausbildung war er in den 1980er Jahren Bürgermeister von Berlin. 1984 wurde er schließlich für zwei Amtszeiten zum Bundespräsidenten gewählt. Als Bundespräsident setzte er sich für die Aussöhnung mit der DDR und der Sowjetunion ein. Seine Rede vor dem Deutschen Bundestag zum 40. Jahrestag des Kriegsendes ging in die Geschichtsschreibung ein, weil er den 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“ bezeichnete und sich damit klar zur NS-Vergangenheit positionierte. Richard Freiherr von Weizsäcker war seit 1953 mit Marianne von Kretschmann verheiratet, mit der er vier Kinder hatte. Er starb am 31. Januar 2015 in Berlin.

Roman HERZOG (Amtszeit 1994-1999)

„Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“

Roman Herzog wurde am 5. April 1934 in Landshut geboren und war unter anderem für das Bundesverfassungsgericht tätig. In seiner Zeit als Bundespräsident positionierte er sich im Kontext der Vertriebenenpolitik deutlich, indem er sich 1996 gegen alle Ansprüche auf ehemalige deutsche Ostgebiete aussprach. Aus erster Ehe mit der 2000 verstorbenen Christiane Krauß hatte er zwei Söhne. Später heiratete er Alexandra Freifrau von Berlichingen. Er starb am 10. Januar 2017 in Bad Mergentheim.

 Johannes RAU (Amtszeit 1999-2004)

„Versöhnen statt spalten.“

Johannes Rau wurde am 16. Januar 1931 in Wuppertal geboren. Rau kandidierte 1987 für das Amt des Bundeskanzlers, unterlag aber Helmut Kohl. Auch seine erste Kandidatur als Bundespräsident im Jahr 1994 scheiterte, bevor er 1999 schließlich zum Staatsoberhaupt gewählt wurde. In seiner Amtszeit blieb er seinem politischen Motto – „Versöhnen statt spalten“ – treu und setzte sich für eine Integrationspolitik ein. Im Jahr 2000 sprach Rau als erstes deutsches Staatsoberhaupt vor dem israelischen Parlament und bat das jüdische Volk um Vergebung für den Holocaust. Johannes Rau hatte mit seiner Ehefrau Christina DELIUS drei Kinder, er verstarb am 27. Januar 2006 in Berlin.

Horst KÖHLER (Amtszeit 2004-2010)

„Wenn man denkt, es geht nicht mehr, hat man immer noch zwei Drittel seiner Kräfte.“

Seine Familie stammt ursprünglich aus dem nordrumänischen Ryschkanowka. Geboren wurde er am 22. Februar 1943 im polnischen Skierbieszów. 1945 flüchtete die Familie von Horst Köhler zunächst nach Leipzig und 1953 schließlich nach Westdeutschland. Während seiner politischen Karriere war er unter anderem in leitender Position für das Finanzministerium tätig. 2004 schließlich wurde er zum Bundespräsidenten gewählt. Im Laufe seiner zweiten Amtszeit erklärte er im Mai 2010 überraschend seinen Rücktritt, da er seine Aussagen zu möglichen Einsätzen der Bundeswehr im Ausland für Handelsinteressen missverstanden sah. Er ist seit 1969 mit Eva Luise Bohnet verheiratet, mit der er zwei Kinder hat.

Christian WULFF (Amtszeit 2010-2012)

„Ein Buch vor den Augen verhindert in der Regel ein Brett vor dem Kopf.“

Christian Wilhelm Walter Wulff wurde am 19. Juni 1959 im niedersächsischen Osnabrück geboren. Er war Ministerpräsident Niedersachsens, bevor er 2010 zum zehnten deutschen Bundespräsidenten gewählt wurde. Im Zuge der so genannten „Wulff-Affäre“ sah er sich ab 2011 mit Vorwürfen der Vorteilsannahme während seiner Zeit als Ministerpräsident und einem Strafprozess konfrontiert, so dass er im Februar 2012 seinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten verkündete. 2014 wurde Wulff freigesprochen. Aus erster Ehe hat er eine Tochter. Seine zweite Ehefrau Bettina Körner brachte einen Sohn mit in die Ehe, auch haben beide einen gemeinsamen Sohn. Nach der Trennung von seiner zweiten Ehefrau im Jahr 2013 heiratete das Paar 2015 erneut.

Joachim GAUCK (Amtszeit 2012-2017)

„Liebe Leute, Ihr wisst es doch genau: Ihr habt keinen Heilsbringer oder keinen Heiligen oder keinen Engel, Ihr habt einen Menschen aus der Mitte der Bevölkerung als Bundespräsidenten.“

Gauck wurde 1940 in Rostock geboren und ist der bisher einzige Bundespräsident, der keiner Partei angehört. Er arbeitete in seinem Leben mehrere Jahre als Pastor und war in den 1990er Jahren der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Im März 2012 wurde er in das Amt des Bundespräsidenten gewählt. Von seiner ersten Ehefrau, mit der er vier Kinder hat, lebt er getrennt. Seine Lebensgefährtin ist Daniela Schadt.