• Bauern, Handwerker und Kaufleute: Top-Fachkräfte aus Deutschland für die USA
  • Rekordjahr 1913: Höhepunkt der Migration
  • Durchschnittsalter lag bei 31 Jahren
  • Schmidt, Müller und Meyer die häufigsten Nachnamen

 Ancestry hat im Vorfeld des German-American Days am 6. Oktober, der in den USA jedes Jahr in Erinnerung an das deutsche Erbe in Nordamerika gefeiert wird, die Hamburger Passagierlisten von 1850 bis 1934 analysiert. Diese beinhalten rund 5,8 Millionen Aufzeichnungen von Auswanderern aus Deutschland, die sich zwischen 1850 und 1934 auf den Weg in ein neues Leben über den großen Teich machten. Die meisten verschlug es in die USA (80 Prozent), aber auch Südamerika, Kanada, Afrika, Australien und asiatische Länder waren das Ziel der Auswanderer [1].

Doch wer waren die Menschen, die die zum Teil gefährliche und langwierige Überfahrt nach Amerika antraten? In welchen Jahren stürzten sie sich ins Abenteuer USA? Wie hießen sie? Wie alt waren sie? Und vor allem auch: Welche Berufe ergriffen sie als sie in ihrer neuen Heimat ankamen?

Die Daten-Analyse der weltweit größte Online-Plattform für Ahnenforschung beantwortet einige spannende Fragen – auch in Bezug auf die heutige Zeit.

Mehr Männer oder Frauen?

Die Mehrheit (61 Prozent, über 3 Millionen) der Auswanderer war männlich. Dennoch erstaunt, dass zwischen 1850 und 1934 auch mehr als 1,8 Millionen Auswanderinnen und damit 36 Prozent die Überfahrt wagten (Die restlichen 3 Prozent machten keine Angaben).

Auswanderer überwiegend evangelisch

Ein Blick auf die Religionszugehörigkeit zeigt, dass evangelische Auswanderer in der Überzahl waren (51 Prozent bei allen Datensätzen, bei denen die Religion angegeben wurde); erst mit 33 Prozent folgen die Katholiken.

Familienstand und Alter

Unter allen Auswanderern, bei denen der Familienstand bekannt ist, dominieren die Ledigen (Anteil aller Auswanderer und Auswanderinnen: 28 Prozent). Dabei waren 27 Prozent der zugewanderten Personen ledige Frauen, 38 Prozent ledige Männer, 11 Prozent verheiratete Frauen und 25 Prozent verheiratete Männer.

Das Durchschnittsalter lag bei 31 Jahren. Die Frauen waren im Schnitt 31 Jahre alt, die Männer 30 Jahre alt.

Zudem bestiegen zwischen 1850 und 1934 fast 800.000 Kinder und Säuglinge ein Schiff nach Nordamerika, die dann (bei erfolgreicher Ankunft) in den USA aufwuchsen.

Peaks der Auswanderung Anfang des 29. Jahrhunderts

Interessant ist auch zu sehen, in welchen Jahren die meisten Auswanderer von Hamburg aus in die neue Welt starteten.

Die Top-10-Auswanderer-Jahre befanden sich alle am Anfang des 20. Jahrhunderts – zwischen 1903 und 1923. Den Höhepunkt bildet das Jahr 1913 mit insgesamt 228.209 Auswanderern.

„Die Höhepunkte der Auswanderung haben ganz vielfältige Gründe. Doch der vermehrte Einsatz von Dampfschiffen machte die Reise angenehmer und verkürzte die Fahrtzeit auf circa zwei Wochen, was das Auswandern für viele nochmals attraktiver mache. Auch Albert Ballin – Generaldirektor der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft, der deutschen und größten Schifffahrtslinie der Welt – bemühte sich ab 1907 um bessere Zustände für die Auswanderer und ließ die Auswanderhallen an das Bahnnetz anschließen, die Infrastruktur und auch die Unterkünfte für die Reisenden wurden komfortabler“, erklärt Swantje Heuten, Historikerin und Ancestry-Expertin.

Schmidt, Müller und Meyer – die häufigsten Auswanderernamen kommen uns bekannt vor

Spannend ist darüber hinaus die Top-10 der im Untersuchungszeitraum ausgewanderten Nachnamen, wenn man sie in Relation zu heute sowie ihren Bedeutungen setzt. Beispielsweise belegt Schmidt damals wie heute – wenn man alle homophonen Schreibvarianten des Namens wie Schmitt und Schmitz berücksichtigt – den ersten Rang.

Die Top-10-Nachnamen der Auswanderer von 1850 bis 1934:

  • Schmidt, Berufsbezeichnung
  • Müller, Berufsbezeichnung
  • Meyer, Standesbezeichnung
  • Hansen
  • Petersen
  • Schneider
  • Schulz
  • Fischer
  • Jensen
  • Schwarz

Laut Statista lauteten die häufigsten Nachnamen in Deutschland wie folgt (Stand 2016):

  • Müller
  • Schmidt (alle homophonen Schreibvarianten zusammen ergäben Platz 1)
  • Schneider
  • Fischer
  • Weber
  • Meyer (alle homophonen Schreibvarianten zusammen ergäben Platz 2)
  • Wagner
  • Becker
  • Schulz
  • Hoffmann

Auch der Vergleich der Nachnamen mit den häufigsten Namen in den USA (Stand 2010) zeigt, dass der Nachname Müller (Amerikanisiert Miller) durchaus seine Spuren in Übersee hinterlassen hat [2].

  • Smith, Origin: English
  • Johnson, Herkunft: English, Scottish
  • Williams, Herkunft: English, Welsh
  • Brown, Herkunft: English, Scottisch, Welsh
  • Jones, Herkunft: English, Welsh
  • Garcia, Herkunft: Spanish
  • Miller, Herkunft: English, Scottish, German, French, Italian
  • Davis, Herkunft: English, Welsh
  • Rodriguez, Herkunft: Spanish
  • Martinez, Herkunft: Spanish/ Wilson

Sieht man sich die Top-3-Nachnamen der Auswanderer aus Deutschland an, dann findet man mit Müller und Schmidt zwei Namen, die eine Berufsbezeichnung enthalten. Allerdings ist mit Meyer auch eine Standesbezeichnung dabei.

Mehr zur Bedeutung von Nachnamen bietet das Namensbedeutungstool von Ancestry.

Bauern, Handwerker und Kaufleute: Top-Fachkräfte aus Deutschland für die USA

Die Migranten aus Deutschland, die in die USA kamen, übten eine Vielzahl von Berufen aus. Die meisten waren Bauern (57 Prozent), Handwerker (16 Prozent) oder Kaufleute (16 Prozent).

Der Grund für die Auswanderung der Bauern 1850, lag zum einen an der Realerbteilung Südwestdeutschlands, die Bauern von Generation zu Generation immer weniger Land zum Überleben ließ. In den Gebieten mit Anerbenrecht – hauptsächlich in Norden Deutschlands – ging der Besitz nur an einen Erben. Das stärkte zwar einerseits den Hofbesitzer, andererseits waren die abgefundenen anderen Erben auf eine Nebentätigkeit angewiesen. Zudem machte die Industrialisierung viele Handwerker arbeitslos. Gleichzeitig stiegen die Preise für Grundnahrungsmittel, nicht zuletzt wegen des starken Bevölkerungswachstums. Deutschland hatte damals also viele arbeitswillige Fachkräfte, sonst aber wenig Ressourcen zu bieten. In den USA war es genau umgekehrt – dort fehlten die Arbeitskräfte. Die von Reedereien geschalteten Werbungen für regelmäßig verkehrende Dampfschiffe über den Atlantik, die boomende Wirtschaft in den USA sowie die 1862 im „Homestead Act“ [5] geregelte Aussicht auf kostenlosen Landerwerb Hoffnung auf besseres Auskommen.

„Die sich verschlechternde Umstände in Deutschland sorgten dafür, dass sich die deutsch-amerikanische Migration zu einer Massenbewegung entwickelte. Zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges in den Jahren 1861 bis 1865 lebten bereits mehr als 1,3 Millionen Deutsche in den USA, von denen sich zahlreiche Personen auch als Unternehmer, Banker oder Politiker ihren Namen machten“, so Swantje Heuten.

 

[1] Die Datenbank der Hamburger Passagierlisten enthält Passagierlisten von Schiffen, die von 1850 bis 1934 von Hamburg abgefahren sind (mit einer Lücke während des Ersten Weltkrieges von 1915 bis 1919). Sie besteht aus Abbildungen der Original-Passagierlisten, die in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Hamburg von den dort vorhandenen Mikrofilmen digitalisiert worden sind.

[2] https://medium.com/exploring-history/the-origin-of-american-surnames-eb0901b80335

[3] https://www.grin.com/document/161628

[4] https://www.auswanderung-rlp.de/ziele-der-auswanderung/auswanderung-nach-nordamerika/19-jahrhundert.html

[5] Beim Homestead Act handelt es sich um ein Gesetzt von 1862, das besagt, dass das öffentliche Land im Westen für Siedler unentgeltlich zur Verfügung gestellt wird – in der Regel in Parzellen von 160 Acres, die als Farmen genutzt werden sollten.