Wie Mutter und Tochter einen Stammbaum mit über 4.000 Vorfahren erstellten

Irgendwann einmal wurde es Louise Carreno-Fernandez klar: Wenn die Oma Anna nicht mehr leben würde, wären diese Geschichten und die dazu gehörigen Menschen einfach weg. Deshalb hat sie vor vier Jahren ihre Mutter Gabriele Hauser gedrängt, all das aufzuzeichnen, was sie schon als kleines Mädchen immer wieder hören wollte – die Geschichten der Familie. „Wir müssen das dringend alles aufschreiben, Mama“, war ihre Forderung angesichts der freien Tage um den bevorstehenden Jahreswechsel.

Seither forschen Mutter und Tochter aus Berlin in alle Richtungen der großen Familien der Mütter- und Väterlinien und sammeln Daten, Fotos und Geschichten. Mittlerweile umfasst der Stammbaum unglaubliche rund 4.400 Personen sowie 7.500 Fotos und einen großen Kreis von „neuen Bekannten, die man nie zuvor zu Gesicht bekommen hat, weil man nicht wusste, dass man verwandt ist“, sagt Gabriele Hauser.

Vorfahren bekommen auf Ancestry mit Geschichten und Fotos ein Gesicht

Zunächst ging es darum, die geeignete Plattform zu finden, um diese Sammelarbeit auch sicher und in guter Qualität dokumentieren zu können. Dabei stieß Louise auf Ancestry. Schnell wurde deutlich, dass sich dieses digitale Werkzeug sehr gut dafür eignet. Denn man kann neben der Personendokumentation Fotos hochladen und Texte dazu stellen. Es war von vornherein das Anliegen des Forscherteams nicht nur Geburts- Heirats- und Sterbedaten zu sammeln, sondern auch kleine Portraits über einzelne Verwandte zu schreiben. „ Wir wollen so diese Personen für die Nachkommen lebendig erhalten, so dass man sie sich mit Hilfe von Fotos plus Text besser vorstellte kann“, kommentiert Gabriele ihre Vorgehensweise.

Nachfahren des Urgroßonkels in Argentinien aufgespürt

Als besonders hilfreich erwies sich die Verknüpfung von Ancestry mit Datenbanken aus aller Welt. Denn es macht die Suche nach Verwandten in Übersee sehr einfach und damit auch oft erfolgreich im Vergleich zur zeitaufwendigen Datensuche ohne die Ancestry-Suchmaschine. Besonders interessant war in diesem Zusammenhang das Auffinden von Verwandten in Argentinien, von denen nur eine alte Postkarte mit wehmütigen Zeilen vom Heimweh nach dem Schwarzwald zeugte. Ein Bruder von Louises Urgroßvater war vom Süden Deutschlands in den frühen Dreißiger Jahren  in das Land am Rio de la Plata ausgewandert und der Kontakt hatte sich vollkommen verloren. Ein Fotoaustausch mit der „neu entdeckten“ Familie zeigte Erstaunliches. „Ich bekam ein Foto aus Buenos Aires mit deinem Nachkommen des ausgewanderten Urgroßonkels und war total verblüfft. Denn der Mann auf dem Foto sieht aus wie mein eigener Vater“, so Louise zu den Erkenntnissen, die Familienforschung zuweilen an den Tag bringen.

Gemeinsame Reisen in die USA zu „neuen“ Verwandten

Die beiden Forscherinnen waren auch schon selbst auf großer Fahrt, um mehr über ausgewanderte Familienmitglieder zu erfahren. Zunächst führte sie ihre erste USA-Reise nach Pennsylvania, wo sie Irma, eine mittlerweile 94-jährige Tante, besucht haben, was sich angesichts der vielen  geklärten Fragen zu Familienangelegenheiten und einem großen Schatz an Fotos als sehr ergiebig erwies. Angeregt durch diese Forschungsarbeiten hat die alte Dame begonnen, ein Manuskript über ihre Jugend im Schwarzwald anzufertigen, das bald als kleines Buch erscheinen wird.

Ihre zweite weite Reise in Sachen Ahnenforschung ging nach Florida zu Joe, einem Cousin von Louises Großvater. Er konnte vieles zur Väterlinie beitragen, aus der viele Mitglieder in den frühen Fünfziger Jahren von Österreich in die USA ausgewandert sind. „Es ist das erste Mal seit fast 30 Jahren, dass man mich nach meinen Eltern und Großeltern fragt“, sagte Joe erstaunt, angesichts des Interesses seiner zwei Besucherinnen aus Deutschland an seiner Herkunftsfamilie. Aber auch zahlreiche Reisen nach Österreich und der Schweiz brachten neue Erkenntnisse. „Unsere  nächste Reise wird nach Kroatien gehen, um dort nach den Wurzeln meiner Urgroßeltern zu suchen“, kommentiert Louise ihr aktuelles Forschungsfeld.

In der Zwischenzeit sind mit Leo und Armando, Louises kleine Zwillingsjungs, neue Familienmitglieder hinzugekommen. Sie können dann später weiterführen, was Oma und Mama begründet haben.